Stage debut as Norma
21-Jan-2006

 

Ms. Gruberova made her stage debut as Norma on 21-Jan-2006, in Munich, on the stage of the Bavarian State Opera.

 

Background material:

Excerpts from reviews:

 

Starsopranistin Gruberova als "Norma" in München umjubelt
(ddp-bay)

Die Starsopranistin Edita Gruberova ist für ihre Interpretation von Vincenzo Bellinis "Norma" am Samstagabend im Münchner Nationaltheater frenetisch gefeiert worden. Die 59-jährige Primadonna, die als eine der führenden Koloratursopranistinnen gilt, führte die Rolle der Norma in Bellinis gleichnamiger Oper in München erstmals szenisch auf. Als die Gruberova nach der fast dreistündigen Vorführung vor den Vorhang trat, brach das Publikum im ausverkauften Nationaltheater in Minuten langen Jubel aus. (...)


Ihre ureigene Norma
(Markus Thiel, Münchner Merkur)

(...) Es wurde, und das ist der tiefste Eindruck dieser Aufführung, Edita Gruberovas ureigene Norma. Eine, die sich nicht an Vorgängerinnen anlehnt, die mit ihren Mitteln auch neue Wege geht, bei der folglich Vergleiche mit Callas, Caballé und Co. im Grunde wenig bringen. (...) Anders als viele Belcanto-Heldinnen, die in die vokale Entäußerung getrieben werden, wenn sie in Verzierungssprints ihr Seelenleben offen legen, bietet Bellinis Priesterin kaum solche Momente. Am ehesten noch in der Cabaletta des ersten Akts. Und dass die von der Gruberova mit der ihr typischen, minutiös gestalteten, nie hohl brillierenden Kunst gesungen würde, war abzusehen. (...) Eigentlicher Aktionsraum der Norma sind aber die Duette, vor allem die Szenen mit Adalgisa. Und hier wurde deutlich, dass Edita Gruberova nicht auf Überwältigung setzte, vielmehr auf eine verinnerlichte, durch Einsicht gereifte, resignierte Titelheldin zielte. Eine, die das Unvereinbare ihrer Situation längst begriffen und sich von der Beziehung zu Pollione verabschiedet hat. (...)


Sie gönnt, sie sonnt sich
(Hans-Klaus Jungheinrich, Frankfurter Rundschau)

(...) Am meisten faszinierte sie mit fein abgestuften Piano-Nuancen, mit der Beweglichkeit und Eloquenz der die atembetraubenden Registerwechsel souverän bemeisternden Vokaldiktion. Dabei fehlte es niemals an Wärme des Timbres, an beseelt-einfühlsamer dramatischer Passioniertheit, auch nicht an eindrucksvoll jäher Forte-Attacke. So erlebte man keine eisige Singmaschine, sondern eine Leidensgestalt, wie sie sich nur in der Oper und künstlerisch verklären kann. (...)


Die Rächerin, die sich nach Seelenfrieden sehnt
(Thomas Heinold, Nürnberger Zeitung)

Welch ein Triumph beim späten Debüt: Mit ihrem ersten szenischen Auftritt als Norma, einer der anspruchvollsten Belcantopartien, hat Edita Gruberova am Samstag in der Bayerischen Staatsoper das Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen.

(...)
Klanggewordenes Symbol dieses Zögerns ist Normas Arie "Casta Diva", die Anrufung der "keuschen Göttin", geworden. Sie wartet gleich beim ersten Auftritt Normas, entscheidet nicht nur über das Gelingen der Partie, sondern hat einst, 1955 an der Mailänder Scala, den Mythos von Maria Callas begründet.

Gruberova, bis auf das Gesicht vom Priesterinnengewand verhüllt, gestaltet diese Arie mit entrücktem Schmerz und schwebenden, äußerst zarten, sehr klar geführten Höhen. Eine in ihrem Innern durch den Zwiespalt von öffentlicher Pflicht und heimlicher Liebe zutiefst gequälte Frau tritt hier auf, die schließlich wie entkräftet zusammensackt und im enthusiastischen Zwischenapplaus regungslos, wie betäubt, verharrt.

Auch im weiteren Verlauf erscheint diese Norma weniger als Rächerin, denn als eine sich nach Frieden und Ausgleich sehnende Frau: Aufrichtig nimmt sie Anteil, als Adalgisa ihr ihre Liebesgefühle offenbart; aber sie weiß auch mit stupender Dramatik in der Mittellage und der Höhe auf die Erkenntnis zu reagieren, dass Adalgisa den selben Mann liebt wie sie.

Wenn Norma aus Rache und der Wut der Enttäuschung mit dem Dolch über ihren schlafenden Kindern kauert, um diese zu töten, schafft Gruberova den Kurzschluss zwischen archaischer Dramatik und den Seelennöten einer heutigen, von Verzweiflung getriebenen Frau. Wie erleichtert sie wirkt, als die Kinder erwachen und es nicht zum Äußersten kommt, wie sich ihre Stimme farbig und strömend weitet, als sie die Rivalität zu Adalgisa überwindet und - in zwei fast zu perfekt parallel geführten, zwillingsgleichen Stimmlinien - mit ihr Freundschaft schließt! (...)


Nichts als die Wahrheit
(Jürgen Kanold, Tagblatt)

(...) Auf der Internetseite der Bayerischen Staatsoper schreibt das Publikum sofort nach der Premiere: "Absolute Sternstunde", "Jahrhundertereignis", "ein Mythos". Die Callas hin oder her: eine Kette aus Superlativen wie glitzernde Koloraturen für die slowakische Primadonna. In einer Welt, wo Opern-Models wie Anna Netrebko schnell geboren und maximal vermarktet werden, ist die jahrzehntelange Karriere der bald 60-jährigen Edita Gruberova ein Ausnahmefall. Bei ihr zählt - konkurrenzlos - nur der Belcanto. Bellinis Norma, die ewige Callas-Partie, hat die Sopranistin bislang nur konzertant gesungen. Erstmals steht sie nun in München als Oberpriesterin der Druiden, als gar nicht so "keusche Göttin", die Kinder hat vom geliebten feindlichen Römer Pollione, auf der Bühne. (...) Edita Gruberova singt das "Casta diva" nicht als himmlisches Gebet, sondern ruhelos, schon als von Liebesqualen getriebene Frau. (...) in ihrer Rollengestaltung trifft sie die Wahrheit. Und nichts als die Wahrheit. Ihre Koloraturen sind kein Selbstzweck, sondern Ausdrucksmittel - sie kommen aus der Seele. Ergreifend ihre Auftrittsszene im 2. Akt, wenn die von Pollione verlassene Norma ihre Kinder töten will - und sich erbarmt. Groß auch der Schluss - fast ein typisch romantisches Delirium der Gefühle. (...)


Subsequent performances:
 
About the 26-Jan-2006 performance:

(Rüdiger Ehlert, Der Neue Merker)

(...) Nach konzertanten Aufführungen in Tokyo, an der Wiener Staatsoper und in Baden-Baden wagte sich die Königin des Belcanto nun auch szenisch an die Norma. Vergessen Sie "Lucia", vergessen Sie "Roberto Devereux" mit ihrer unglaublich eindrucksvollen Elisabeth, hier kommt Norma! Und selbst Edita GRUBEROVA merkte man die ungeheuere emotionale Anspannung der Rolle an: eine Mutter, die gerade im Begriff ist, ihre eigenen Kinder abzumetzeln...was geht da in einer solchen Künstlerin und Darstellerin (die ja auch selbst Mutter ist) wohl vor? Wem das Privileg zuteil geworden ist, eine der restlos ausverkauften Aufführungen in München sehen zu dürfen, der weiß, dass dies die Erfüllung aller Rollen der Gruberova ist. Auch in diesem Abend fragt man sich: Mit welchen Worten kann man eine Leistung wie diese, sowohl stimmlich als auch darstellerisch, überhaupt würdigen? Ich kann es nicht und so möchte ich in Demut Frau Gruberova selbst zu Wort kommen lassen: "Man sagt ja immer, diese eine Partie bestehe aus drei verschiedenen Stimmen. Dem muss man gerecht werden mit ganz hohen, schwebenden, leichten Koloraturen, mit einer Dramatik, die gerade in der Mittellage da sein muss, und auch mit einer zumindest für eine höheren Sopran ganz gewaltigen Tiefe." Die Dreieinigkeit des Soprans – so war es!

(...)

Der tosende Applaus bestätigte den Eindruck des restlos begeisterten Rezensenten: Die Münchner "Norma" ist wohl mit das Beste, was derzeit überhaupt auf einer Bühne angeboten wird - unbedingt ansehen und erleben!


About the 31-Jan-2006 performance:

Kalkulierte Legendenbildung
(opernnetz.de)

(...) Edita Gruberova, die wohl spätest berufene der großen Normas, hat in München einen Triumph gefeiert, auf den sie sich gut vorbereitet hat. Jahrelange Studien und einige Konzertaufführungen gingen dieser ersten szenischen Darstellung voraus. Noch seit ihrer letzten konzertanten Norma in Baden-Baden im Herbst hat sie sich entwickelt. Es ist eben sogar für einen emotional hochintelligenten Menschen ein Unterschied, ob Gefühle bloß aus dem Inneren erschaffen werden müssen oder in einer Regie gelebt werden können.

Gruberovas "Casta diva" war bereits eine Oper in Miniature, hier ließ sie alle Gefühlsschwankungen Normas hören. Fast trotzig begann ihre Beschwörung der Göttin, kippte ins Angstvolle und zog sich selbst wieder hoch bis zum nächsten Straucheln. Doch diese berühmte Szene ist längst nicht alles, worauf es ankommt. Unvergesslich wird die quälende Verzweiflung bleiben, mit der diese Norma um ihre Kinder rang. Und zwei Töne, mit denen sie sich selbst dem Tode auf dem Scheiterhaufen auslieferte, wurden zur Offenbarung. Dieses schlichte, vibratolose, dabei überirdisch leuchtende "Son io" reicht aus, um die Norma-Legende der Gruberova zu begründen. (...)


About the 29-Jun-2006 performance:

Triumph der Musik
(E. Tholl, Süddeutsche Zeitung)

(...) Jetzt ist sie noch jünger geworden. Ist reine stimmliche Fulminanz. Vollkommen hat sich Edita Gruberova Bellinis Norma zu eigen gemacht. Inzwischen stülpt sie ihre faszinierende Innenschau auf diese Figur nach außen, ist viel fordernder gegenüber den Mitspielern und dem Orchester als noch bei der Premiere, übertönt mühelos noch die größten symphonischen Aufwallungen, nimmt ihr früher hineingeschmuggeltes Legate aus den Koloraturen, ist wahnsinnig traum-wandlerisch prägnant und spielt wunderschön pendelnd zwischen Liebe und staatstragender Druidinnen-Rolle. (...)


(Page last updated: 4-Jul-2006) 
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